... bis einer die Idee hatte: Wir gründen eine BSG!" – Lehmgrube wurde Sportplatz, Skatspieler Hauptkassierer

Das waren die Anfänge.
Das waren die Anfänge.

Die damalige DDR-Führung unter Walter Ulbrich war dem Sport sehr angetan. 1959 fand das III. Turn- und Sportfest statt. Im Lande herrschte Aufbruchstimmung, das Zentralstadion in Leipzig, eigens für Großveranstaltungen gebaut, war Austragungsort. So genannte "Weiße Flecken" (Orte, an denen kein organisierter Sport getrieben wurde) sollten verschwinden. Von Sport war in Gorknitz keine Rede. Nur aus Erzählungen wusste man, dass in den 20er und 30er Jahren ein Rad- und Turnverein existiert haben muss. Der Arbeiterradsportverein wurde 1933 von den Nazis verboten. Danach hatte in Gorknitz der Sport keine Rolle mehr gespielt.

Das Interesse war zweifelsohne vorhanden. Oft traf man sich abends nach der Arbeit und bolzte den Ball auf ein provisorisches Tor. Von den Kindern ganz zu schweigen. Sie spielten auf der Straße, denn aus der Lehmgrube wurden sie verjagt. So war es bis einer die Idee hatte: "Wir gründen eine BSG!"

Ein Dorf im Aufbruch
Ein Dorf im Aufbruch

Der damalige Bürgermeister Eberhard Barthel war sofort Feuer und Flamme. Wo er nur konnte griff er hilfreich unter die Arme. Als die Gemeinde die Lehmgrube einer früheren Ziegelei pachtete konnte es endlich losgehen. Nach Feierabend, Sonnabends und oft auch Sonntags buddelte und planierte man. Der Fußballplatz entstand. Sogar die Torstangen wurden im LPG-Wald selbst geschlagen. 1300 Stunden im NAW (Nationales Aufbauwerk) wollten gemacht sein. Mit Fahrzeugen und Geräten halfen auch die MTS und die LPG. Kosten durfte es nie sehr viel. Und schon bald konnte auf dem Rasen das erste Spiel – Traktor Gorknitz gegen Motor Heidenau (4:4) – angepfiffen werden.

 

Für viele war das eine sehr stressige Zeit. Aber wenn man sah was sich in Gorknitz alles veränderte, der Sport die Menschen wandelte, freute man sich dass die Mühe nicht umsonst war. ähnlich ging es sicher auch Gerhard Herzog, dem damaligen BSG-Leiter. Als er 1959 mit der Spielvereinigung Dynamo beim III. Turn- und Sportfest weilte, hätte er sich nicht träumen lassen zum IV. bereits selbst eine BSG zu leiten. Vor allem nicht in seinem Heimatdorf, in Gorknitz, wo ein Skat bislang die einzige "sportliche Möglichkeit" war.

Diese Männer bildeten 1961 die erste Fußballmannschaft bei Traktor Gorknitz.
Diese Männer bildeten 1961 die erste Fußballmannschaft bei Traktor Gorknitz.

Sieben Sitzungen hatten sie gemacht, bis der Gründungstermin feststand. An Funktionären hatte es nicht gemangelt. Helmut Stolz hatten sie beispielsweiße direkt vom Skattisch weg zum Hauptkassiere geschlagen. Weitere Gründungsmitglieder, um nur einige zu nennen: Gerhard Herzog (1. Vorsitzender), Helmut Stolz (Hauptkassierer), Helmut Behrend (Leiter Sektion Fußball), Frau Wilbrand (Leiterin Gymnastikgruppe), Gerhard Osterland (Jugendleiter), Waltraud Osterland (Kinderturnen), Eberhard Barthel (Leiter Sektion Angeln), Jürgen Hamann, Detlef Pollmer, Gudrun Steinigen, Siegfried und Dieter Pellmann, Erhard Hein, Siegfried Huhn, Fritz Frömmel, Hubert Jentsch, Frank Hamann, Hubert Feige, ...

 

Im März 1961 war der große Tag. Vom DTSB-Kreisvorstand und von der LPG "Junge Garde" wurden ihnen dicke Briefumschläge in die Hand gedrückt. Vom Schmiedemeister Passoke einen Fußball. Die ersten 62 Mitglieder stellten vor allem die Fußballspieler. Doch deren Frauen wollten nicht abseits stehen. So entstand unter Leitung von Frau Wilbrand die Gymnastikgruppe. Die Frau von Gerhard Osterland, dem rührigen Jugendleiter, nahm sich des Kleinstkinderturnens an. Sieben Wochen lang fuhr sie nach Pirna, um sich dafür ausbilden zu lassen. Die Gorknitzer Eltern freuten sich darüber.

Schwer war es anfangs auch für die alten Herren in Gorknitz eine passende Sportart zufinden. Die Angler erschienen auf dem Plan. Obwohl der Bürgermeister mit seinen 28 Jahren längst noch nicht zu den alten Herren zu rechnen war, übernahm er den Vorsitz. Auch wenn sie mit ihren Angelruten wenig Aufsehen erregten halfen sie mit, das Gesicht des Ortes zu verändern. 169 Mitglieder zählte die BSG bis zu diesem Zeitpunkt und es sollten 180 werden als sich die Billardspieler anschlossen. Die Angler gliederten sich aber später nach Dohna aus und die Billardabteilung löste sich 1993 auf.


Kaum ein Jahr verging ohne bauliche Veränderungen. Eine alte Baubaracke war der erste Sitz. Schon bald wurde über einen Anbau gesprochen. Und wie es damals so war: Alle packten mit an. Stein auf Stein - das Vereinsheim wuchs. Es folgten Sportplatzerweiterung, Kabinen-, Sanitär-, und Wirtschaftsanbau. Bau eines Mehrzweckkleinstgebäudes, Einbau einer modernen Heizungsanlage, Umbau der Sanitäranlagen und grundhafter Ausbau des Vorgeländes mit Parkplatz.

 

Heute sind ca.100 Mitglieder im Verein verankert. Natürlich stellt die Abteilung Fußball die Mehrzahl. Im aktiven Spielbetrieb 2002/03 sind zwei Herrenmannschaften und zwei Jugendmannschaften. Dem gesellen sich eine "Alte Herren" Freizeitmannschaft hinzu. Aber auch unsere Frauengruppe die sich jede Woche zum Sport trifft und für das leibliche Wohl unserer Fußballer, Fans und Freunde des Sports sorgt, gehört zum Verein.

 

30-jährige Erstklassigkeit im Fußballkreis, dreimal Vizepokalmeister des Bezirkes im Landesportpokal, Pokalendspielteilnehmer im Kreis und C-Jugend Hallenmeister als Spielgemeinschaft mit Dohna. Sowie einige Billardkreismeister. Erfahrene übungsleiter und Schiedsrichter standen und stehen dem Verein zur Seite.

 

Namen wie die damaligen Gründer und Renate Liebscher, Klaus Dubitzky, Frank und Uwe Mumrey, Ina Krahl, Wolfgang Mönch, Günther und Horst Matthes, Uwe Hensel, Gerhard Hamann, Gernot Schulze sind untrennbar mit dem Verein verbunden. Ohne sie und all die Ungenannten wäre der Verein nicht das was er jetzt ist. Sport und Geselligkeit ist es, was das Vereinsleben bis heute prägt. Immer mehr entwickelt sich der Landessportverein gemeinsam mit der Feuerwehr zur kulturellen Begegnungsstätte.

 

Zeugnisse dafür sind das jährliche Vereinsfest, Abteilungsfeiern, Regelabende, Filmvorträge, Geburtstagsfeiern, Doppelkopf- und Halmaabende, Faschingsfeiern, Oktoberfest und vieles mehr. 2001 feierte man das 40 jährige Jubiläum und 30 jährige Zugehörigkeit zur obersten Spielklasse(Fußball) des Kreises.